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Bayerns letzter König

Ein Vortrag im Friedberger Rathaussaal widmet sich dem Witelsbacher Monarchen Ludwig III.

30.10.2021

Bayerns letzter König

König Ludwig III. auf einer Reproduktion von Wilhlem Liebhart.

Er war der letzte König Bayerns aus dem Hause Wittelsbach: König Ludwig III. Anlässlich dessen 100. Todestages am 18. Oktober 1921 würdigte Professor Dr. Wilhelm Liebhart auf Einladung des Heimatvereins Friedberg das Leben des letzten Bayern-Königs. Liebhart hielt seinen Vortrag im Rathaussaal direkt unter dem Bildnis des Vaters von Ludwig III., des Prinzregenten Luitpold.

Prinzregent Luitpold fungierte als Reichsverweser, da ja noch immer der psychisch angeschlagene König Otto, Bruder des unter mysteriösen Umständen umgekommenen Königs Ludwig II., lebte. Doch im hohen Alter von 91 Jahren verstarb der beliebte Luitpold im Dezember 1912. Zunächst folgte ihm sein Sohn Ludwig: Als Prinzregent vertrat er - wie sein Vater vor ihm - König Otto in all seinen Aufgaben und Verpflichtungen. Er bezog ein gehalt von 613.000 Mark, als König hätten ihm aber 4,2 Millionen Jahressalär zugestanden.

Ging nun von ihm, dem Prinzregenten, de Initiative aus, um die schon rein aus finanzielllen Gründen lukrative Königsmacht an sich zu bringen? Formal tat dies die Staatsregierung noch 1912 - obwohl ja noch immer der kranke König Otto lebte und erst 1916 verstarb. Nach entsprechender Verfassungsänderung ließ Ludwig sich im November 1913 zum König ausrufen. So gab es in Bayern von 1913 bis 1916 mit Otto und Ludwig III. zwei Könige gleichzeitig,
Im Nachhinein werden Ludwigs Rechtschaffenheit und sein Pflichtbewusstsein durchaus positiv gesehen. Aber als Endsechziger machte er, der wegen seines Engagements in der Landwirtschaft auch im Volk als "Millibauer" bezeichnet wurde, auf seinen Untertanen keinen hoheitlichen Eindruck. Weitaus beliebter war imm noch der sagenumwobene König Ludwig II. So scheint der neue König viele Hoffnungen enttäuscht zu haben.

Schon ein halbes Jahr nach seiner Thronbesteiung brach der Erste Weltkrieg aus. An der Spitze stand sein Verwandter Kaiser Wilhelm II., dem Ludwig III. nicht gewachsen war. Die Zeichen der Zeit völlig verkennend glaubte Kömig Ludwig III. noch bis zum Kriegsende 1918 an einen Frieden mit Gebietserweiterung für Bayern. Von den Warnungen und Vorschlägen seines fronterfahrenen Sohnes Kronprinz Rupprecht, der für einen Verständigungsfrieden eintrat, hielt er nichts.

Im Jahr 1918 führte der Krieg mit den Niederlagen und der Hunger schließlich zu einem Stimmungstief in der Bevölkerung. Die bayerischen Truppen waren in erschreckender Weise dezimiert worden, die Moral war am Boden.

Am 7. November 1918 kam es zu einer großem Anti-Kriegs-Kundgebung in München, auf der auch der Sozialdemokrat, Monarchigegner und spätere Ministerpräsident Kurt Eisner sprach. Nach der Veranstaltung zogen die Demonstranten durch die Stadt, Soldaten, Matrosen, Frauen schlossen sich an - und auch die Truppenteile in den Kasernen liefen über.

Um die um sich greifende "Meuterei" niederzuschlagen, beschloss die Regierung noch am Abend, preußische Truppen aus Landsberg zu holen. Doch der Truppeneinsatz scheiterte, weil die Soldaten nicht auf Zivilisten schießen wollten. Die Rufe wie "Hoch lebe die Republik" und "Nieder mit Ludwig" verhießen nichts Gutes für den Regenten. Überstürzt verließ die königliche Familie abends um halb zehn heimlich und voller Angst die Residenzstadt. Die 738 Jahre währende Herrschaft der Wittelsbacher-Dynastie über Bayern endete damit an diesem 7. November 1918. Bayern wurde demokratischer Freistaat, Kurt Eisner sein erster Ministerpräsident. Ludwig sollte München nie mehr wiedersehen. Er starb am 18. Oktober 1921 im ungarischen Exil.

Regine Nägele, © Friedberger Allgemeine

Verlinkt zur Veranstaltung: Prof. Dr. Wilhelm Liebhard: Ludwig III. und das Ende der Herrschaft der Wittelsbacher (08.10.2021, 19:15 Uhr)

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