Zeitungsartikel-Archiv

Mönche und Nonnen gingen getrennt Wege

Prof. Liebhart bringt Altomünster näher. Klosterwein beweist, dass sich historische Forschung auszahlt

22.08.2013

Mönche und Nonnen gingen getrennt Wege

Schwester Apollonia im Besucherzimmer im Kloster Altomünster. Nonnen des Birgittenordens tragen über dem Schleier eine Krone aus drei weißen Binden mit roten Punkten, die die 5 Wundmale Christi symbolisieren. Foto: Erich Echter

Der Historiker Prof. Wilhelm Liebhart zeigte dem Heimatverein die Schönheiten Altomünsters. Dabei wusste er bei der herrschenden tropischen Hitze geschickt für Abkühlung zu sorgen. Vor dem Mittagessen, das im angenehm schattigen Biergarten des Brauereigasthofs Kapplerbräu eingenommen wurde, führte der Gang zur Marktkirche in Altomünster. Hier erfolgte in der angenehmen Kühle eine Einführung in die Geschichte Altomünsters, wobei auch auf die gemeinsame Vergangenheit mit Friedberg eingegangen wurde. Beide Orte gehörten ehemals zum Landgericht Aichach, bevor der Ingolstädter Herzog Ludwig im Barte in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts dieses in drei Landgerichte teilte, nämlich Aichach, Friedberg und Schrobenhausen.

Die Entstehung des Klosterortes Altomünsters ist auf den bayerischen Einsiedler Alto zurückzuführen, der um die Mitte des 8. Jahrhunderts in dieser Gegend als Eremit lebte. Die Verehrung Altos führte zur Gründung des Klosters Altomünster. So ist die Geschichte des Ortes Altomünster eng mit dem Kloster verknüpft. Schon der Name leitet sich vom Heiligen Alto und von Münster, d. h. Kloster, ab. Durch die Ungarneinfälle verfiel Altos Kloster im 10. Jahrhundert.

Die mächtigen Welfen, die von 1070 bis 1180 als Herzöge in Bayern regierten, faßten hier Fuß und sorgten für seine Wiedererrichtung durch Benediktiner. Einige Jahrzehnte später wanderten die Mönche unter Obhut der Welfen nach Kloster Weingarten im heutigen Württemberg ab. Die dort lebenden Benediktinerinnen wurden im Tausch 1056 ins Kloster nach Altomünster versetzt. Im Auftrag der Äbtissin, die nach den Wurzeln ihres neuen Klosters suchte, verfasste der Benediktiner Otloh aus dem Regensburger Kloster St. Emmeram eine Lebensbeschreibung des Heiligen Alto. Die Behauptung Otlohs, Alto sei ein iroschottischer Wandermönch gewesen, wertete Liebhart als frei erfunden. "Der heilige Alto war Bajuware", betonte Liebhart.

Am Fuß des Klosterberges siedelten sich Menschen an. In der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts sprechen die Quellen von eigenen Bürgern. Das Klosterdorf Altomünster war somit zum Marktflecken aufgestiegen.
Als im 15. Jahrhundert das ehemalige Ingolstädter Herzogtum, zu dem Friedberg, aber auch Altomünster gehörten, für mehr als 50 Jahre niederbayerisch wurde, begann eine neue Ära in der Klostergeschichte Altomünsters. Der verheiratete Wolfgang von Sandizell zu Unterwittelsbach wollte mit seiner Frau in ein Kloster eintreten. In Übereinstimmung mit dem niederbayerischen Herzog Georg dem Reichen gründete er 1497 in Altomünster ein Birgittenkloster. Das war deshalb möglich, weil nur noch eine einzige Benediktinerin im Kloster weilte und zudem als wirtschaftliche Basis beachtliche 3000 ha Grund vorhanden waren.

Der neuere, angesehene Birgittenorden, ein Doppelorden für Nonnen und Mönche, war von der 1391 heiliggesprochenen Birgitta von Schweden (1303–1373) gegründet worden. Geführt wurde das Doppelkloster von der Äbtissin des Frauenkonvents. In Altomünster wurde durch die finanzielle Unterstützung Herzog Georg des Reichen ein Neubau für die Nonnen im Norden der Kirche errichtet. In die alte Anlage südlich der Kirche zogen die Mönche ein. Die Klosterkirche nutzten die Mönche und Nonnen miteinander, aber auf verschiedenen Ebenen, die Mönche im ersten, die Nonnen im zweiten Stock.

Auf beiden Stockwerken laufen Umgänge um die ganze Kirche. Hier hielten die Klosterinsassen an Feiertagen in der Kirche ihre Prozessionen ab, ohne dass sich die Wege der Mönchen und Nonnen je kreuzen konnten.

Da die Klosterkirche auch noch als Pfarrkirche diente, war der Bevölkerung der Kirchenraum unten vorbehalten, wie alte Namensschilder in den Kirchenbänken belegen.

Anfangs stammten etwa 30 % der Nonnen und 30 % der Mönche aus Münchner Bürgerhäusern. Im 18. Jahrhundert wurden auch Großbauerntöchter aufgenommen, die eine reiche Mitgift von oft 1000 Gulden ins Kloster einbrachten. Ebenfalls im 18. Jahrhundert wurde die heutige Kirche unter Einbeziehung der romanischen Fundamente vom berühmten Baumeister Johann Michael Fischer errichtet. Der von ihm begonnene Neubau der Klosterkirche im Stil des späten Rokoko, sein letztes Großprojekt, wurde von Balthasar Trischberger fertiggestellt.

1803 wurde das Doppelkloster Altomünster im Zuge der Säkularisation aufgelöst und 1842 zunächst als reines Nonnenkloster wiedererrichtet. Heute leben noch 3 Nonnen des Birgittenordens in strenger Klausur im Kloster Altomünster. Es ist das einzige Birgittenkloster in Deutschland, das dem mittelalterlichen Zweig angehört.

Nach dem Mittagessen und der Besichtigung eines einstigen Brauereikellers unter den Räumen der Sparkasse führte Liebhart die Friedberger durch einen kühlen unterirdischen Gang in Richtung Klostergarten mit seinen interessanten Gewächsen.

Im nahe gelegenen, 1997 eröffneten Museum, betrachtete man die sehenswerte Sammlung. Sie veranschaulicht die Geschichte des Birgittenordens in Europa und die Geschichte des seit 500 Jahren bestehenden Klosters Altomünster.

Zum Schluss pries Liebhart den Klosterwein mit warmen Worten an, der durch seine Arbeit als Historiker sogar zum Verkaufsschlager wurde. Durch akribische Recherchen hatte Liebhart herausgefunden, dass das Kloster Altomünster in Marling und Tscherms im heutigen Südtirol 600 Jahre lang Weinberge hatte und von dort Mess- und Trinkwein bis ins frühe 17. Jahrhundert bezog. Die Besitzungen und Güter hatte die welfische Gräfin Ita von Öhningen um das Jahr 1000 dem Kloster gestiftet. Vor Ort fand Liebhart aber keine Weinbauern, sondern nur noch Obstbauern, die meistens Äpfel auf den Markt brachten und von einem Klosterbesitz an Weinbergen nichts wussten. Einen Bewohner, der sich wegen seines Berufs als Geometer bestens mit den Hofnamen auskannte, konnte Liebhart erst überzeugen, als er ihm sechs ehemalige Weinbauern mit Hausnamen nannte.

Der Inhaber des Biedermannshofs ersetzte daraufhin einen Großteil seiner Apfelbäume durch Weinstöcke. Der „Klosterwein“, wurde daraufhin ein Exportschlager und ist es auch heute noch. Stolz bemerkte dazu Liebhart: „ Darin sieht man den Wert der historischen Forschung“.

Regine Nägele, © Friedberger Allgemeine

Verlinkt zur Veranstaltung: Tagesausflug nach Altomünster (27.07.2013)

Zurück